Im Kleinen spiegelt sich Großes
Dreimaldrei Bilder und noch eins mehr im Vorübergehen
Von Jo Rodejohann

Bilder im Vorübergehen 2004 | Frans de Lippe
Zur Entwicklung vielfältiger Landschaften und Orte alten und neuen freiwilligen und ehrenamtlichen Tätigseins in den letzten Jahrzehnten gehören verberuflichte, professionalisierte Organisationsweisen Bürgerschaftlichen Engagements - auch hierzulande.

Bilder im Vorübergehen 2006 | Frans de Lippe
In der Forderung nach einem Freiwilligenmanagement werden diese ganz unterschiedlichen Formen immer mehr durch die dem Grunde nach richtige Vorstellung bestimmt, für ein effektives, effizientes freiwilliges und ehrenamtliches Engagement sei die professionelle Organisation von Engagementbereitschaften und Engagementmöglichkeiten in Gesellschaft, Staat und Wirtschaft zwingend notwendig.

Bilder im Vorübergehen 2010 | Frans de Lippe
Aus dem angelsächsischen Raum teilweise einfach übernommen, hat sich dieser Trend in seiner Hauptströmung auch in qualifizierten Weiterentwicklungen als ein im Kern betriebswirtschaftlich zentriertes (berufliches) Freiwilligenmanagement entfaltet, ist er zum Personalmanagement geworden, verstanden als systematisch aufgebaute und strukturiert organisierte Einbindung Freiwilliger in die Mitarbeiterschaft von (großen) Organisationen.

Bilder im Vorübergehen 2010 | Frans de Lippe
Das aber war und ist für nichts nicht zu haben: "Ohne Moos nichts los" ist seit Jahren ausdrückliches oder insgeheimes Motto vieler Diskussionen über Freiwilligenmanagement, seine Möglichkeiten, Grenzen und notwendigen Infrastrukturen. Wo es beruflich betrieben werden soll oder wird, ist die Frage legitim, wovon denn die Menschen leben (sollen). Die Frage stellt sich bekanntlich auch beim freiwilligen Engagement, nur eben anders.

Bilder im Vorübergehen 2011 | Frans de Lippe
Ein Blick über die Grenzen, in die angelsächsischen Länder, zumal nach Grossbritannien könnte den Blick weiten für anstehende Fragen und auch Antworten: Doch eher nicht um die neuesten besten Praxen abzugreifen, zuzuschneiden auf Standards und in Kochbüchern für die hiesigen Märkte aufzubereiten, zu skalieren, wie die neueste Mode heißt. Das geschieht eh. Vielmehr entfaltet sich dort derzeit eine lebendige Diskussion zum Freiwilligenmanagement selber.

Bilder im Vorübergehen 2011 | Frans de Lippe
Bereits Anfang der neunziger Jahre erschien am damaligen Centre for Voluntary Organisation der London School of Economics & Political Science die kurze Zusammenfassung einer Dissertation von Philip Peatfield: The only step in the line: the lone manager in the small voluntary organisation (Case Study 2, 1991). Sie nahm das im Freiwilligenmanagement bis heute vernachlässigte Thema der kleinen Organisationen mit ihren besonders knappen Mitteln auf.

Bilder im Vorübergehen 2011 | Frans de Lippe
Peatfield zeigt klar und eindrücklich, dass die Organisationsfragen, die ziel- und qualitätsorientiertes Freiwilligenmanagement aufwirft, keine Frage der Größe der Organisation sind. Es fehlt dem einsam Managenden die arbeitsteilende Möglichkeit, Aufgaben auf mehr Schultern als die eigene zu verteilen. Gute Lösungen dafür bietet das herrschende Freiwilligenmanagement nicht. Auch darum geht die aktuelle Diskussion über Volunteering im 21. Jahrhundert.

Bilder im Vorübergehen 2008 | Frans de Lippe
Freiwilligen managen: Sie sind nicht nur zu managen, sie managen auch. Wenn man sie denn lässt und sie dazu befähigt. Erfahrungswissen war mal lange Zeit ein Stichwort in der hiesigen Diskussion, heute im aktuellen staatlichen und (sozial)unternehmerischen Zugriff auf Engagementpotenziale nicht mehr opportun. Freiwillige sind keine (unentgeltlichen) freien Ressourcen für ein unter Druck stehendes Personalmanagement. Sie sind mehr, und immer anders.

Bilder im Vorübergehen 2010 | Frans de Lippe
Der Umgang mit den Menschen und den Mitteln ist der Frage(n) wert. Die zu lösenden Probleme, zumal die organisatorischen, sie sind dem Grunde nach gleich, ob in der kleinen Initiative oder im großen (Sozial)Unternehmen, ob beruflich oder freiwillig angegangen. Professionell muss, sollte das Engagement immer sein, allein schon der jeweiligen Sache wegen. Es braucht aber je eigene Antworten. Und die sind auch beim Engagement nicht immer gleich.

Bilder im Vorübergehen 2012 | Frans de Lippe
Freude der Schiffbrüche.
Und plötzlich nimmst du | die Fahrt wieder auf | wie | nach dem Schiffbruch | ein überlebender | Seebär.
Guiseppe Ungaretti, 1960 übersetzt von Ingeborg Bachmann im Museum der modernen Poesie
Stand: 14.09.2013